Welches Mikrofon für sehr leise Geräusche?

Mikrofon für sehr leise Geräusche

Während einer Projektarbeit innerhalb meines Studiums der Medieninformatik habe ich ein Computerspiel entwickelt, für das ich verschiedene Sounds abmikrofonieren musste. Einige davon waren sehr leise, sodass ich ein paar Versuche benötigt habe, um eine qualitativ hochwertige Aufnahme zu erhalten. So habe ich es gemacht.

Um sehr leise Geräusche aufnehmen zu können, eignet sich ein Großmembran Kondensator Mikrofon am besten. Dieses Mikrofon ist nicht nur äußerst empfindlich, sondern erzeugt praktisch kein Rauschen. Beides ist für die Aufnahme sehr leiser Geräusche zwingend erforderlich.

Damit deine Aufnahme auch wirklich gut klingt, musst du aber noch ein paar Dinge mehr beachten. Mit einem guten Mikrofon allein ist es noch nicht getan. Hier ein paar Tipps, damit es garantiert klappt.

Sehr leise Geräusche aufnehmen: Was braucht man?

Hier eine Liste mit Equipment, das du für die Aufnahme benötigst. Ebenso ein paar wichtige Punkte, die du berücksichtigen musst, damit es wirklich gut wird.

  • Großmembran Kondensator Mikrofon: Dieses Mikrofon eignet sich besonders gut, weil es sehr empfindlich ist und selbst bei hohen Pegeln kaum Rauschen erzeugt. Gerade bei sehr leisen Geräuschen ist das wichtig. Damit die Geräusche ausreichend laut aufgenommen werden, sind häufig hohe Pegel notwendig. Das RODE NT1-A (Test-/Erfahrungsbericht von mir) ist z.B. ein Mikrofon mit sehr geringem Eigenrauschen. Was man alles für eine optimale Nutzung des RODE NT1A benötigt, habe ich in einem anderen Artikel bereits beschrieben.
  • Audiorecorder: Du benötigst ein Speichermedium für deine Aufnahme. Dazu eignet sich ein Audiorecorder wie z.B. der Tascam DR-40X (hier meinen Test-/Erfahrungsbericht lesen). Der Audiorecorder versorgt das Mikrofon mit Spannung und speichert die Aufnahmen.
  • alternativ: USB-Interface: Damit kannst du die Aufnahmen am PC oder Laptop durchführen. Mit der kostenlosen Software Audacity geht das schnell und einfach. Gute USB-Interfaces findest du bei meinen Empfehlungen.
  • alternativ: USB-Mikrofon: Damit benötigst du weder ein Interface, noch einen Audiorecorder. Das Mikrofon wird per USB mit deinem PC oder Laptop verbunden und darüber auch mit Spannung versorgt. Ein sehr gutes USB-Großmembran Mikrofon ist z.B. das RODE NT-USB (hier findest du auch Alternativen).
  • Kabel: In der Regel benötigst du XLR-Kabel für die Verbindung des Mikrofons mit deiner Aufnahmtechnik. Wenn du ein USB-Mikrofon benutzt, entfällt die zusätzliche Verkabeldung natürlich.
  • Stativ für das Mikrofon: Um sämtliche Störgeräusche zu eliminieren, solltest du das Mikrofon nicht in der Hand halten. Du solltest dich nicht mal in der Nähe befinden 🙂 Ein einfaches Tischstativ ist für das Vorhaben wahrscheinlich ausreichend.
  • Kopfhörer: Um deine Technik richtig einzustellen und die Aufnahmen zu überprüfen, brauchst du gute Kopfhörer. Am besten einen geschlossenen Kopfhörer wie z.B. der beyerdynamic DT 770 PRO oder der Sennheiser HD25.
  • Leise Umgebung: Das Wichtigste zum Schluss. Du brauchst eine SEHR ruhige Umgebung. Sonst nutzt die beste Aufnahmetechnik nichts. Im Idealfall hast du einen schallisolierten Raum zur Verfügung. Falls nicht, kannst du auch etwas basteln, das einem solchen Raum nahe kommt. Nimm z.B. einen ausreichend großen Karton und stelle ihn über das Mikrofon. Für eine noch bessere Isolierung kannst du ihn mit Schallabsorbern (z.B. Noppenschaum oder dickeren Stoffen) auskleiden. Den Karton stellst du in den leisesten Raum, der dir zur Verfügung steht. Wenn ein Karton für dein Vorhaben nicht infrage kommt, kannst du auch mit Decken arbeiten, die du um dein Setup herum aufhängst. Entscheidend ist, dass du keine Schallquellen im Raum und möglichst wenig glatte Flächen, die den Schall reflektieren, hast. Bedenke, dass selbst das leise Ticken einer Uhr im Nebenraum stören kann. Wenn du schon mal den Pegel an einem Großmembraner aufgedreht und dabei gute Kopfhörer benutzt hast, weißt du was ich meine 🙂 Achte daher wirklich besonders auf den Aufnahmeort und versuche jede Schallquelle abzuschalten.

Tipp: Das beste Ergebnis wirst du mit einem Großmembran Mikrofon an einem Audiorecorder bzw. USB-Interface erzielen. USB-Mikrofone sind praktisch, weil die zusätzlich notwendige Technik entfällt. Wenn du allerdings für weitere Einsatzgebiete flexibel bleiben möchtest, solltest du eher auf Einzelkomponenten setzen. Mehr dazu findest du auch in meinem Guide: Welches Mikrofon für Podcast, Gesang und Streaming. Auch das Thema USB oder XLR habe ich da näher beleuchtet.


Sehr leise Geräusche aufnehmen: Beispiel Regengeräusche

Ich habe ein Video erstellt, in dem ich mit verschiedenen Alltagsgegenständen Regengeräusche erzeuge, aufnehme und bearbeite. Manche dieser Geräusche waren ziemlich leise, sodass du dir ein ganz gutes Bild machen kannst, wie die Aufnahmen letztlich klingen (trotz starker Verstärkung). Benutzt habe ich übrigens ein RODE NT1-A, zu dem ich auch einen Testbericht verfasst habe, an einem Tascam DR-40 Audio Recorder (hier meinen Test-/Erfahrungsbericht lesen).


Wie nimmt man sehr leise Geräusche auf? Beispiel Wassertropfen

Du hast dein Equipment zusammen. Jetzt geht es an den Aufbau des Aufnahmesetups.

Das folgende Schaubild zeigt den vereinfachten Aufbau der Aufnahmetechnik, wenn du einen Wassertropfen, der in ein Glas fällt, abmikrofonieren möchtest. Das Mikrofon sollte so nah wie möglich am Wasserglas positioniert werden. Dadurch fängst du das Geräusch am umfänglichsten ein, ohne dabei zu viel Raumklang mit aufzunehmen. Je weiter du dich von der Quelle entfernst, desto weiter weg klingt auch das Geräusch.

Das Mikrofon ist hier mit einem Laptop verbunden. Üblicherweise wird dazu ein Audiointerface oder ein Mischpult genutzt. Auf dem Laptop ist eine Aufnahmesoftware installiert. Damit kannst du den Pegel überwachen und natürlich die Aufnahme durchführen und abhören. Für die weitere Bearbeitung der Aufnahme eignet sich die Software natürlich ebenfalls. Du kannst z.B. eine Rauschentfernung nutzen, das Signal komprimieren, nachträglich verstärken usw.

Mikrofon für sehr leise Geräusche

Eine kostenlose Software, mit der du aufnehmen, schneiden und das Signal auch mit zahlreichen Plugins bearbeiten kannst, ist Audacity. Für den Einstieg in die Welt der Aufnahme und Bearbeitung von Tonmaterial ist das Programm bestens geeignet.

Tipp: Das Mikrofon muss zur Quelle! Das heißt, dass du das Mikrofon so nah wie möglich an das Wasserglas stellen solltest. Je näher du an der Quelle bist, desto niedriger kann der Pegel sein. Dadurch reduzierst du die Gefahr, unnötiges Rauschen zu produzieren, kannst mehr von der Quelle einfangen und hast weniger Raumklang auf der Aufnahme.

Die richtigen Einstellungen für sehr leise Geräusche

Wenn du sehr leise Geräusche einfangen möchtest, muss du wahrscheinlich mit hohen Pegeln arbeiten. Das bedeutet, dass das Eingangssignal deutlich stärker angehoben werden muss als es z.B. beim Einlesen eines Buchs der Fall wäre.

Dadurch werden aber alle Geräusche verstärkt, nicht nur das, was du einfangen möchtest. Deshalb ist hier ein wenig „Rumprobieren“ nötig. Erzeuge einige Male das Geräusch und behalte dabei den Pegel im Blick. Wenn der Pegel beim Auftreten des Geräusches in etwa zwischen -15dB und -10dB liegt, hast du schon mal einen ganz guten Startwert. Achte aber vor allem darauf, dass der Pegel nicht über die Grenze von 0dB hinaus geht. Das führt zu einer Übersteuerung und macht sich letztlich als Rauschen oder Verzerren bemerkbar.

Schau dir außerdem noch das Grundrauschen an, also den Ausschlag des Pegels bei Stille. Wenn dieser bei -42dB und darunter liegt, wirst du sehr wahrscheinlich ein brauchbares Signal aufnehmen können. Mit etwas Nachbearbeitung kann man qualitativ auch noch ein bißchen was rausholen. Ist das Rauschen bei Stille allerdings deutlich lauter, kann man nicht viel machen. Letztlich hängt das von dem verwendeten Mischpult bzw. Interface und natürlich vom Mikrofon ab. Es ist eben ein Unterschied, ob das Aufnahmesetup 80€ oder 800€ gekostet hat 😉

Tipp: Der Pegel sollte beim Auftreten des Geräuschs bei ca. -15dB ± 5dB und auf jeden Fall unter 0dB liegen. Verstärken lässt sich das Signal auch noch im Nachhinein. Ein schwaches Rauschen lässt sich ebenfalls gut im Nachgang entfernen. Ist es zu stark, kann man nichts machen. Hier gilt die alte Faustregel: Shit in – Shit out 😉

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