Du möchtest Interviews aufnehmen und suchst nun ein passendes Aufnahmegerät für dein Vorhaben? Im dichten Equipment-Dschungel kann man sich schnell verlaufen, richtig? 🙂 Ich habe beruflich in verschiedenen Situationen Interviews aufgenommen. Im Studio, auf Konzerten, in Messehallen, mit nur einer oder auch mehreren Personen. Die Wahl des richtigen Equipments ist sehr situationsabhängig. Vielleicht kann ich dir mit meinen Erfahrungen weiterhelfen 😉
Welches Aufnahmegerät (Audio Recorder) für Interviews infrage kommt, ist sehr situations- und ortsabhängig. In einer lauten Umgebung ist ein kompakter Recorder direkt am Handmikrofon sinnvoll. In einer ruhigen Umgebung (Studio) sind Recorder mit Lavalier- oder Richtmikrofonen sehr gut geeignet.
Was genau macht denn jetzt in welcher Situation Sinn? Ich beschreibe einfach mal meine bisherigen Aufnahmesituationen und wie wir sie gemeistert haben. Springen wir gleich in die Details 😉
Starten wir mit einer Frage an dich: Wozu benötigst du das Aufnahmegerät bzw. was möchtest du umsetzen?
- Aufnahme als Reporter: Du bist häufig unterwegs und brauchst eine mobile Lösung, um Menschen zu einem bestimmten Thema zu interviewen. Auf der Straße, bei einer Sportveranstaltung, in einer Messehalle – es gibt etliche Anwedungsfälle. Der aufgenommene Ton soll auch gesendet werden, z.B. im Radio oder innerhalb einer Podcast- oder Videoproduktion. Dann könnte die Kombination aus Reportermikrofon und einem kompakten Recorder genau das Richtige für dich sein.
- Aufnahme im Studio: Du möchtest ein klassisches Interview zwischen zwei Personen im Studio bzw. an einem ruhigen Ort aufnehmen, aber kein Handmikrofon hin- und herreichen. Es gibt praktisch keine Umgebungsgeräusche, wie es z.B. in einer Messehalle der Fall wäre. Der Ton soll ebenfalls gesendet werden. In einer solchen Situation kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht. Denkbar ist eine Kombination aus Recorder und Richtmikrofon(en). Oder du nimmst pro Sprecher einen Kompaktrecorder mit einem Lavaliermikrofon (Krawattenmikrofon).
- Aufnahme mit Kamera: Du möchtest deine Interviews nicht nur tontechnisch aufnehmen, sondern auch Videos anfertigen. Grundsätzlich sind auch dafür die Reporter- bzw. Studiolösungen geeignet. Flexibler und komfortabler geht es aber mit einem Audio Recorder, der speziell für die Verwendung an oder mit der Kamera konzipiert ist. Damit bist du sehr flexibel, da du praktisch jede Art Mikrofon anschließen und auf nützliche Funktionen zurückgreifen kannst, die die Arbeit mit Kamera und Mikrofon vereinfachen. Definitiv eine sehr gut Lösung, wenn du regelmäßig mit Bild und Ton arbeitest.
- Abschrift, Backup, Sonstiges: Du führst im Rahmen einer journalistischen Arbeit Interviews durch und möchtest diese für eine spätere Abschrift aufnehmen. Oder du möchtest ein Backup von der Aufnahmesituation haben. Vielleicht brauchst du auch eine günstige, unkomplizierte Möglichkeit, um ab und zu mal eine Sprachaufnahme zur weiteren Verwendung aufzunehmen. Der Ton wird also nicht unbedingt jedes Mal gesendet. Dafür könnte ein einfacher Audio Recorder mit integrierten Mikrofonen ausreichen.
Je nach Vorhaben sind unterschiedliche Audio Recorder sinnvoll. Die wichtigsten Fragen sind im Prinzip:
- In welcher Umgebung soll aufgenommen werden?
- Geht es nur um Ton oder sind Kameras dabei?
- Wie viele Personen sind beteiligt?
- Wird der Ton regelmäßig gesendet?
Im Folgenden ein paar Gedanken zu den jeweiligen Vorhaben und welche Aufnahmetechnik ich dafür verwenden würde. Es gibt natürlich Lösungen, die sehr vielseitig einsetzbar sind und solche, die für spezielle Vorhaben gut geeignet sind, man für andere Vorhaben aber schnell an Grenzen stößt. Daher gibt es auch nicht DIE beste Lösung für alle Fälle. Es hängt viel davon ab, was man alles abdecken möchte und welches Equipment man bereits besitzt. Die folgenden Beispiele sind jedenfalls direkt aus dem Leben gegriffen 😉
Inhaltsverzeichnis
Als Reporter unterwegs
Es gibt viele verschiedene Aufnahmebedingungen, wenn du unterwegs Interviews aufnehmen möchtest. Eine der wichtigsten stellt die Geräuschkulisse dar, also die Art und Intensität der Umgebungsgeräusche. Um eine saubere Aufnahme zu erhalten, benötigst du das richtige Equipment für die jeweilige Situation.
Um möglichst unabhängig von der Umgebungslautstärke zu sein, ist ein dynamisches Reportermikrofon sehr praktisch. Durch die Charakteristik dieser Mikrofone wird verhindert, dass die Umgebungsgeräusche das gesprochene Wort zu stark überlagern. Mit dem Ergebnis, dass du eine klare Sprachaufnahme erhältst, bei der die Umgebung immer noch wahrgenommen wird, aber deutlich in den Hintergrund rückt.
Für ein solches Reportermikrofon gibt es passende Kompaktrecorder, die man direkt am Mikrofon anschließt. Praktisch so, als würde man das Mikrofon um eine Aufnahmefunktion erweitern. Das ist eine sehr kompakte, mobile und relativ kostengünstige Lösung – ohne zusätzliche Kabel, Stecker, Adapter usw.
Mit diesem Setup hast du praktisch eine universell einsetzbare Lösung. Es spielt keine Rolle, ob du deinen Interviewgast in einer ruhigen Umgebung oder an einer stark befahrenen Straße befragst. Damit sind auch Interviews auf Konzerten, in Messehallen, bei Sportveranstaltungen usw. problemlos möglich.
Das könnte für dich interessant sein: Ein sehr guter Kompaktrecorder für Interviews und viele andere mobile Vorhaben mit einem Handmikrofon ist der Tascam DR-10X. Dieser wird einfach direkt am Mikrofon angeschlossen. Du kannst auch einen Kopfhörer anschließen, um die Aufnahme zu überwachen. Als Mikrofon passt dazu z.B. ein RODE Reporter oder die Broadcast-Legende Sennheiser MD42.
Tipp: Die Kombination aus kompaktem Audio Recorder und Reportermikrofon ist bestens für unterwegs geeignet – unabhängig davon wie laut die Umgebung ist, erhältst du damit praktisch immer einen guten Ton. Mehr Informationen und weitere, spezielle Möglichkeiten kannst du in meinem Artikel Reporter-/Interview Mikrofon mit Aufnahmefunktion? nachlesen.
Interview in ruhiger Umgebung (z.B. Studio)
Unter nahezu idealen Aufnahmebedingungen hast du hinsichtlich der Wahl des Aufnahmesetups praktisch freie Fahrt. Es gibt keine Umgebungsgeräusche, keinen störenden Wind und der Raum ist vielleicht sogar mit Schallabsorbern ausgestattet. Unter solchen Umständen ist höchstens relevant wie viele Personen aufgenommen werden sollen.
Exemplarisch möchte ich das mal an einer klassischen Interviewsituation deutlich machen, bei der sich zwei Personen gegenübersitzen und es eine Gesprächsführung gibt. Bei dem Interview sind also nicht nur die Antworten des Gastes relevant, sondern auch die Fragen des Reporters.
Für eine solche Aufnahme werden häufig Lavaliermikrofone (Krawattenmikrofone) oder Richtmikrofone genutzt. Auch wir haben in einer solchen Situationen fast ausschließlich eine dieser beiden Lösungen gewählt.
Was man vorher durchdenken sollte – in aller Kürze:
- Lösung mit Lavaliermikrofonen: Unkompliziertes Aufnahmesetting, das schnell aufgebaut und betriebsbereit ist. Du hast wenig zu tragen, daher eine sehr mobile Lösung. Jeder Sprecher hat sein eigenes Mikrofon, was relevant für die Nachbearbeitung ist. Nicht so gut für laute Umgebungen geeignet.
- Lösung mit Richtmikrofonen: Komplizierterer Aufbau, da Stative (Galgen) und Kabel benötigt werden. Daher keine sehr mobile Lösung. Klanglich allerdings häufig im Vorteil. Aufnahme mit einem oder mehreren Mikrofonen möglich. Mit etwas Feintuning auch in einer lauteren Umgebung und sogar als Handmikrofon nutzbar.
Kompakter Audio Recorder mit Lavaliermikrofon
Die Aufnahme mit Lavaliermikrofonen kann man mit Kompaktrecordern realisieren. Beide Personen bekommen einen solchen Recorder, der problemlos am Gürtel festgeklemmt oder in der Innentasche verstaut werden kann. Die Aufnahmen landen auf der internen Speicherkarte, sodass man sie schnell und einfach auf den Rechner zur Nachbearbeitung übertragen kann.
Außerdem bieten auch diese Recorder nützliche Funktionen, wie z.B. die Aufnahme mit unterschiedlichen Pegeln. Du erhältst dann eine zweite, etwas leisere Aufnahme, die praktisch als Backup dient, sollte deine „Hauptaufnahme“ übersteuern oder aus anderen Gründen unbrauchbar sein.
Das könnte interessant für dich sein: Ein sehr praktischer Kompaktrecorder mit Lavaliermikrofon ist z.B. der Tascam DR-10L oder auch der Zoom F2. Toller Klang, gute Verarbeitung, vielseitig einsetzbar.
Audio Recorder mit Richtmikrofonen
Für die Aufnahme mit Richtmikrofonen eignet sich ein Audio Recorder mit mehreren XLR-Eingängen. Für ein Interview mit zwei Personen sollten es also mindestens zwei Eingänge sein. Falls du nicht nur den Ton aufnehmen möchtest, sondern auch eine Kamera dabei hast, gibt es auch noch speziellere Lösungen für ein Setup mit Bild und Ton, die im nächsten Abschnitt beschrieben werden.
Die Mikrofone werden per XLR-Kabel mit dem Audio Recorder verbunden. Dieser bietet auch Direct Monitoring, sodass du den Ton während der Aufnahme mithören und überwachen kannst. Richtmikrofone benötigen häufig eine 48V Phantomspeisung, welche ebenfalls vom Audio Recorder zur Verfügung gestellt wird.
Viele Recorder bieten außerdem weitere nützliche Funktionen, wie z.B. Mehrspuraufnahmen, Backupspuren, Overdub etc. Außerdem lassen sich einige Recorder auch am PC / Mac als Audio Interface nutzen. Auch das ist sehr praktisch, da man die Mikrofone dadurch auch am Rechner benutzen kann. So lässt sich das vorhandene Equipment vielseitig einsetzen.
Das könnte interessant für dich sein: Ein toller Audio Recorder mit integrierten Mikrofonen, zwei XLR-Eingängen und der Möglichkeit, den Recorder am PC / Mac als Audio Interface zu nutzen, ist der Tascam DR-40X (hier findest du meinen Test-/Erfahrungsbericht). Einfach zu bedienen, guter Funktionsumfang, solider Allrounder.
Tipp: Sowohl die Kombination aus Audio Recorder und Richtmikrofon, als auch der Kompaktrecorder mit Lavaliermikrofon, sind sehr gute Lösungen für Aufnahmen im Studio. Am Ende ist es eine Frage des Geschmacks, des bereits vorhandenen Equipments und der möglichen, weiteren Verwendungen.
Interview mit Kamera
Für die Aufnahme von Interviews mit Bild und Ton gibt es spezielle Audio Recorder, die für die Verwendung an oder mit der Kamera konzipiert sind. Diese sind vor allem dann interessant, wenn du wirklich regelmäßig mit Kamera arbeitest.
Durch die Bauart können diese Recorder direkt auf dem Stativ befestigt werden, z.B. einfach unter der Kamera. Dadurch hast du während der Aufnahme alles gut im Blick. Die Aufnahmen landen auf der Speicherkarte, können aber auch zusätzlich direkt an die Kamera übertragen werden, sodass du deine Bild- und Tonspuren nicht synchronisieren musst.
Ansonsten bieten auch diese Recorder alles, was für die Aufnahme mit mehreren Mikrofonen notwendig ist. 48V Phantomspeisung, Mehrspuraufnahmen, Direct Monitoring, Backupspuren usw. Leider lassen sich viele der etablierten Recorder nicht zusätzlich als Audio Interface am PC / Mac nutzen. Das ist zwar nicht für jeden relevant, aber dennoch ein kleiner Minuspunkt hinsichtlich der möglichen Verwendung bei anderen Vorhaben.
Das könnte interessant für dich sein: Ein seit Jahren immer wieder zurecht empfohlener Audio Recorder für Kameras ist der Tascam DR-60D. Etabliertes Gerät, toller Klang, praktische Handhabung.
Tipp: Ein spezieller Audio Recorder für die Verwendung mit Kamera lohnt sich meiner Meinung nach nur, wenn du deine Interviews auch wirklich regelmäßig verfilmst. Dann stellt er aber eine sehr flexible und komfortable Lösung dar.
Aufnahmegerät für Abschrift, Backup und Sonstiges
Manchmal benötigt man die Aufnahme nicht, um sie im Rahmen einer Radio-, Podcast- oder Videoproduktion zu nutzen, sondern um sie im Nachhinein zu verschriftlichen. Zum Beispiel, weil das Interview in einer Zeitung oder einem Magazin erscheinen soll. Dafür kann man natürlich auch das Smartphone nutzen, aber das ist nicht immer ideal und manchmal auch schlicht nicht gewünscht.
Oder du verwendest bereits eine andere Aufnahmetechnik und der Recorder soll lediglich ein Backup von der Aufnahme liefern oder spontan als Handmikrofon einspringen können. Zum Beispiel für den Fall, dass bei der Aufnahme Probleme auftreten. Batterien gehen leer, die Funkstrecke ist durch irgendwas gestört, das Signal ist übersteuert oder, oder oder.
In einem solchen Fall ist ein günstiges Modell mit integrierten Mikrofonen völlig ausreichend. Es werden keine Anschlüsse für externe Mikrofone und auch keine besonderen Funktionen benötigt. In einer ruhigen Umgebung kann man damit auch brauchbare Aufnahmen einer einzelnen Person anfertigen. Zum Beispiel für ein kleines Interview zwischendurch, bei dem es keine Gesprächsführung gibt, sondern nur die interviewte Person relevant ist.
Das könnte interessant für dich sein: Einen günstigen Allrounder erhältst du mit dem Tascam DR-05X (Amazon) oder dem größeren, flexibleren Tascam DR-40X (hier meinen Test-/Erfahrungsbericht lesen). Beide lassen sich auch als Audio Interface am PC / Mac nutzen.
Tipp: Ein Recorder mit integrierten Mikrofonen ist ein flexibler Allrounder. Vielseitig einsetzbar, einfach zu bedienen, günstig in der Anschaffung. Er liefert brauchbare Ergebnisse, ist aber natürlich nicht das Non plus ultra für jeden Einzelfall.
